Baugebiete – Mythos Einnahmequelle

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Baugebiete – Mythos Einnahmequelle

Oft wird immer noch die Annahme, neue Baugebiete seien für den Haushalt einer Gemeinde als positiv zu bewerten von Politik und Verwaltung ungeprüft übernommen. Das ist fatal, da vi ...

Oft wird immer noch die Annahme, neue Baugebiete seien für den Haushalt einer Gemeinde als positiv zu bewerten von Politik und Verwaltung ungeprüft übernommen. Das ist fatal, da viele Studien zeigen, dass das Bauen in der Fläche in Randgebieten der Städte für die Kommunen ein Verlustgeschäft ist. Die Folgekosten werden oft ignoriert.

Bürgermeister Schumacher hat beim jetzt vorgestellten Plan für ein Baugebiet auf dem Buschkauler Feld in Witterschlick schon einmal gar keine Kostenkalkulation vorgelegt.

Warum das keine gute Idee des Bürgermeisters ist zeigt die Sammlung von Informationen, die Sie im Folgenden finden:

Folgekostenbetrachtung von Baugebieten – eine Zusammenstellung von Quellen und Werkzeugen

 

1. DIFU Studie
Neue Baugebiete: Gewinn oder Verlust für die Gemeindekasse? Fiskalische Wirkungsanalyse von Wohn- und Gewerbegebiete

(Michael Reidenbach u.a., 2007, 227 S.) als Bd. 3 in der “Edition Difu – Stadt Forschung Praxis” des Deutschen Instituts für Urbanistik veröffentlicht. http://www.difu.de/node/5015

Zitat aus der Medieninformation dazu:

Die Beispielrechnungen für Gemeinden in Wachstumsregionen am Rande größerer Städte zeigen, dass beim Wohnungsbau die gesamten Folgekosten für innere und äußere Erschließung sowie soziale Infrastruktur höher sein dürften als die zusätzlichen Einnahmen. Eine negative Bilanz ergibt sich oft auch für die Ausweisung neuer Gewerbegebiete“

Quelle: http://www.difu.de/presse/2008-02-05/neue-baugebiete-bringen-gemeinden-eher-finanzielle-verluste.html)

 

2. Neubaugebiete und demografische Entwicklung
Ermittlung der fiskalisch besten Baulandstrategie
für die Kommunen der Region Stuttgart

Schriftenreihe Verband Region Stuttgart

Zitat: Handlungsempfehlungen für die Kommunen

Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass sich die Ansiedlung neuer Einwohner für eine Gemeinde langfristig nicht wirtschaftlich lohnt.“

Die Publikation steht hier kostenfrei zum Download zur Verfügung: https://www.region-stuttgart.org/index.php?eID=tx_nawsecuredl&u=0&g=0&t=1771528047&hash=684ac548d678aaf9efe730803e3b22e0e267bf54&file=fileadmin/regionstuttgart/04_Informationen_und_Download/04_01_Veroeffentlichungen/04_04_03_Schriftenreihe/schriftenreihe_25_Neubaugebiete.pdf

 

3. Abschätzung der Infrastrukturfolgekosten von Wohnnutzungen
Eine Arbeitshilfe für Kommunen

Herausgeber: Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein | Düsternbrooker Weg 92, 24105 Kiel | Ansprechpartner: Frank Liebrenz | Tel. 0431 988-1734 Im Internet: www.landesplanung.schleswig-holstein.de | Kiel, Februar 2010

Zitat: „Die Weiterentwicklung der technischen und sozialen Infrastrukturen ist eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Hand, vor allem der Kommunen. In der Vergangenheit hat sich aber gezeigt, dass die kontinuierliche Ausweitung der Infrastrukturen zu einem ernsten Kostenproblem werden kann. Viele öffentliche Haushalte werden maßgeblich durch die Folgekosten früherer Planungsentscheidungen bestimmt. Der demographische Wandel und die damit einher gehenden Veränderungen auf der Einnahmeseite (weniger Steuerzahler) wie auf der Ausgabenseite (veränderte Nachfragestruktur) verschärfen diese Probleme. In der Grundtendenz ergibt sich eine Situation, in der immer weniger Menschen immer mehr Infrastruktur finanzieren müssen. Infrastrukturentscheidungen sind selten. Wenn sie getroffen werden, wirken sie jedoch für einen sehr langen Zeitraum nach. Wird z.B. ein Siedlungsbereich neu erschlossen, geht damit die Kommune de facto die Verpflichtung ein, auf unbestimmte Zeit (solange dort jemand wohnt) für eine ordnungsgemäße Erschließung zu sorgen.“

Die Publikation steht hier kostenfrei zum Download zur Verfügung: http://www.demografie-portal.de/SharedDocs/Downloads/DE/Handlungshilfen/Abschaetzung-der-Infrastrukturfolgekosten-von-Wohnnutzungen.pdf?__blob=publicationFile&v=2

4. Baugebiete, Einnahmequelle oder Verlustbringer für Kommunen?

Eine Kostenanalyse am Beispiel des Baugebietes „Auf der Mierbache“ in Alfter

FREIE WÄHLER Alfter, Volker Helwich

Zitat: 4 Fazit

Diese Berechnungen und Schätzungen belegen für das Baugebiet „Auf der Mierbache“, dass die zu erwartenden Aufwendungen deutlich höher sein werden als die Erträge. Damit wird sich die Schuldensituation der Gemeinde Alfter durch dieses Baugebiet weiter verschärfen. Dabei wurden die Kosten in unseren Berechnungen eher moderat angesetzt. Wachstum als strategisches Leitziel einer Kommune sollte also hinterfragt werden. Verschuldung ist oft die logische Folge.“

Die Untersuchung kann hier heruntergeladen werden: Hier klicken

Folgekosten können berechnet werden. Die Werkzeuge dafür finden Sie hier:

Das auch in Alfter Folgekosten von Baugebieten immer noch vernachlässigt werden ist grob fahrlässig. Werkzeuge und Know How dafür gibt es zuhauf.

1. Folgekosten der Siedlungsentwicklung
Bewertungsansätze, Modelle und
Werkzeuge der Kosten-Nutzen-Betrachtung

Eine Publikation des Förderprogramms „Forschung für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme und ein nachhaltiges Flächenmanagement“ (REFINA) im Rahmen des Programms „Forschung für die Nachhaltigkeit“ (FONA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)

Zitat aus der Medieninformation dazu: „In der Praxis fallen jedoch planungsrelevante Entscheidungen zur Siedlungsentwicklung bisher oft auf der Basis unvollständiger Informationen über die Folgekosten. Kommunen benötigen daher Klarheit darüber, was die Flächeninanspruchnahme tatsächlich kostet, wie sich die Kosten künftig – insbesondere unter den Vorzeichen demografischer und wirtschaftlicher Veränderungen – entwickeln werden und wie ökonomisch steuernd eingegriffen werden kann.

Die neue Difu-Veröffentlichung “Folgekosten der Siedlungsentwicklung” schließt genau diese Wissenslücke. Sie stellt Modelle und Werkzeuge vor, die umfassende Analysen von Wirtschaftlichkeitsaspekten einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung unter Berücksichtigung von Bevölkerungsentwicklung, Infrastrukturkosten und Siedlungsstrategien ermöglichen.“ Quelle: http://www.difu.de/presse/2009-03-25/folgekosten-der-siedlungsentwicklung-kalkulieren.html

Die Publikation steht hier kostenfrei zum Download zur Verfügung: http://www.difu.de/publikationen/2009/folgekosten-der-siedlungsentwicklung.html

2. Was-kostet-mein-Baugebiet.de

„Was-kostet-mein-Baugebiet.de“ ist ein Informationsangebot mit Berechnungswerkzeugen für kommunale Planungsstellen und Entscheidungsträger, Bürgerinitiativen, Genehmigungsbehörden, Regional- und Landesplanungsstellen sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger. Es wurde im Rahmen des REFINA-Vorhabens „Kostentransparenz“ entwickelt und wird nach Projektabschluss durch das Büro Gertz Gutsche Rümenapp, Hamburg, gepflegt. Die Nutzung der Angebote und darin enthaltener Berechnungswerkzeuge ist größtenteils kostenlos. Die Gemeinde Alfter könnte sofort damit beginnen, diese zu nutzen. Die Werkzeuge finden Sie hier: http://www.was-kostet-mein-baugebiet.de/werkzeuge.html

3. Folgekosten neuer Wohnstandorte: Neue Instrumente zur Verbesserung ihrer Transparenz für öffentliche und private Haushalte – www.womo-rechner.de

Der Internetauftritt womo-rechner.de ist ein Projekt der HafenCity Universität Hamburg (HCU)
Arbeitsgebiet Projektentwicklung und Projektmanagement. Die HafenCity Universität Hamburg ist eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts.

Zitat aus Folgekosten neuer Wohnstandorte: Neue Instrumente zur Verbesserung ihrer Transparenz für öffentliche und private Haushalte: „Eine genauere Untersuchung der Folgekosten von Standortentscheidungen unterbleibt vielfach schon aufgrund fehlender Informationen und Bewertungsinstrumente. Im kommunalen Bereich sind mittel- und langfristig angelegte Folgekostenbetrachtungen für Baugebiete, so erstaunlich dies ist, noch weitgehend Neuland…….Die Infrastrukturfolgekosten können bislang vielfach als eine Art „black box“ charakterisiert werden. Ähnlich wie bei den Mobilitätskosten auf Seiten der privaten Haushalte gilt: Man weiß, dass es sie gibt, aber es ist im Einzelfall schwierig, sie zutreffend zu schätzen. Deshalb besteht die Neigung, sie zu „übersehen“ bzw. sie in den allgemeinen Kosten „untergehen“ zu lassen.“ Der Text kann hier vollständig heruntergeladen werden:

http://www.womo-rechner.de/dl/raumplanung_141_krueger.pdf


4. Lohnen sich Baugebiete noch? Kommunale und regionale Folgen der Siedlungsentwicklung

Andrea Dittrich-Wesbuer, Alexander Mayr ILS – Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH

Zitat: „ „Quick & Dirty“ oder umfassende Kosten-Nutzen-Bewertung?…..

Kostenfalle Folgekosten beachten

Im Vergleich zu den Herstellungskosten werden die Folgekosten eines Wohngebietes eher vernachlässigt, obwohl sie für eine Kommune in vielen Fällen sogar bedeutsamer sind…..

Keine pauschalen Aussagen zum fiskalischen Nutzen

Pauschale Annahmen zu den zusätzlichen Einnahmen einer Gemeinde durch ein neues Wohngebiet werden den komplexen Mechanismen des kommunalen Finanzsystems nicht gerecht.“

Die Präsentation kann hier heruntergeladen werden: http://www.nua.nrw.de/fileadmin/user_upload/NUA/Veranstaltungen/Veranstaltungsberichte/2012-07-18_Flaechenverbrauch/100-12_Dittrich-Wesbuer_Lohnen-sich-Baugebiete.pdf